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Selbst spritzen
Reihenfolge 

Verfasst am: 16.04.2015, 07:08
Dabei seit: 05.04.2015
Beiträge: 1

Hallo,

Ich muss mir seit 2 Wochen Anakinra spritzen und ich hatte zuerst sehr große Angst davor. Ich wusste, dass es nicht leicht werden würde, aber ich dachte, ich würde mich schon überwinden, nachdem Motto „Ich weis ja, dass es wichtig ist. Ich habe viel Schlimmeres durchgemacht. Zack einfach rein damit.“ Ich war mir sicher, dass der „nicht drüber Nachdenken und schnell machen“ Ansatz bei mir funktioniert.
Dem war leider nicht so. Stattdessen hatte ich Heulkrämpfe, Schweisausbrüche, hab gezittert: volles Programm und das nur weil mir eine Schwester dann die Spritze gegeben hat.
Am nächsten Tag dasselbe. Am Tag danach konnte ich es auch nicht selber. Dann kamen diese Gedanken: "Werde ich es nie können? Wie soll ich so leben? Andere schaffen dass doch auch. Die Nadel ist doch nur so klein..."

Ich bin also den längeren Weg gegangen, aber letztendlich führt auch der zum Ziel.
Mir haben viele verschiedene Dinge geholfen die ich nun auflisten werde, im Wesentlichen ging es aber darum mich mit der Situation und mit mir intensiv zu beschäftigen:

Informationen sind wichtig: Es lohnt sich auch auf jeden Fall ein Blick auf die Seite der Herstellerfirma[/i]. Je nach Medikament kann man sich dort anmelden und man wird eventuell dann in Form von Anleitungen, Erinnerungsanrufen oder Geschenkchen wie Kühltaschen, Spritzenbehältern etc. unterstützt. Manche Medikamente gibt es auch als [i]Pen[/i], statt konventioneller Spritzen.

Es war auch wichtig in der [i]Theorie[/i] gut zu wissen was man beachten muss. Ich kann für Anakinra diese Anleitung empfehlen. Sie hat mir geholfen. (https://www.rheuma-online.de/medikamente/anakinra-kineret/praktische-tipps-zur-injektion/)

Ein Tipp den Ich unabhängig sehr gut fand war, mit einer Spritze die Injektion an einer[i]Banane oder Orange zu üben. Es ist nicht so, dass man damit den eigenen Hautwiderstand genau abtesten könnte, aber es kann einem die Hemmungen nehmen den ganze Ablauf einfach haargenau zu simulieren. Ich habe mir die Orange an den Bauch gehalten. Auch wenn man wenig Angst hat kann man kann so super die Handhaltung etc. üben. Außerdem wusste ich dann: in der Theorie kann ich es, in der Praxis eigentlich auch. Ich kann es „nur“ nicht Umsetzen.
Für viele Leute reicht das aber schon und sie können es dann auch.

Wenn man aber eine solche Art Angst hat wie ich reicht das nicht, denn dann liegt das Ursache ganz woanders, nämlich bei mir selbst. Ich konnte mir nicht sagen: Mach kein so großes Ding draus, denn es war für mich leider schon ein großes Ding. Deswegen schreibe ich den Rest als Erfahrungsbericht, der etwas länger geworden ist.

Ich musste mir über einige Dinge zuerst einmal klar werden:

Wie ist meine Angst?
Ich habe für mich folgendes erkannt: Meine Angst ist nicht überhaupt nicht rational, deswegen kann ich sie auch nicht mit rationalen Argumenten überwinden.

Ich habe Angst vor Nadeln, so wie andere Leute Angst vor Spinnen haben. Mir hilft es erstmal nicht, dass die Nadel klein ist. Für mich ist das tägliche Spritzen vergleichbar wie wenn jemand der eine Spinnenphobie hat jeden Tag eine auf die Hand nehmen und streicheln soll. Es ist zwar erleichternd wenn es sich bei der Spinne nicht um eine fette Tarantel handelt, aber auch eine kleine Hausspinne ist ein Spinne und deswegen nicht weniger schlimm. Das Prinzip ist bei mir dasselbe. Nadel bleibt Nadel und das musste ich erstmal akzeptieren. Aber: es ist alles nur in meinem Kopf, denn die Situation an sich ist nicht gefährlich und ich brauche eigentlich keine Angst zu haben, deswegen kann ich die Angst auch besiegen.

Ich musste die Erwartungen und den Druck wegnehmen[/i], mir sagen: Keiner erwartet von mir, dass ich so eine Art Angst innerhalb von einem Tag überwinde. Es erwartet auch ja auch keiner, dass Leute mit zum Beispiel Platzangst damit von heute auf morgen fertig werden. Es ist OK Zeit zu brauchen. Angst ist subjektiv und was für mich einfach ist kann für andere schwer sein und umgekehrt. Denn wenn ich mir diese Spritze über Jahre täglich geben muss, dann [i]darf ich auch länger brauchen[/i] bis ich es alleine kann. UND auch wenn das [i]Ziel ist sie mir alleine geben zu können [i]muss ich nicht alleine bis zu diesem Ziel gehen[/i], sondern darf mir jede Hilfe und Unterstützung holen, die ich brauche. Alles was mir dabei hilft die Angst zu Überwinden ist erlaubt! (Es ist auch ok, jeden Tag zum Arzt oder einer anderen Vertrauensperson zu gehen bis man es selbst kann!)
Also habe ich mit lieben Menschen über meine Angst geredet, damit sie mich verstehen und Unterstützen.

Ich habe mich gefragt:
Wovor habe ich genau Angst?
Und festgestellt: Ich habe Angst vor der Injektion. Das Durchstoßen der Haut ist das Schreckliche für mich. Dann dass es bei mir beim Reindrücken der Flüssigkeit schmerzt macht mir auch Angst.
Dann habe ich angefangen ganz kleine Schritte zu machen.
Ich habe mit der Person, die mich jeweils beim Spritzen begleitet hat (Familienangehörige, Krankenschwester) vorher gesprochen und die Art meiner Ängste geschildert und was ich brauche.
Ich habe eine ruhige Umgebung[/i] geschaffen, wo uns sonst keiner stört und mir [i]viel Zeit genommen.
Dann habe ich alles ganz ruhig versucht unter Aufsicht bis zu dem Punkt zu machen wo ich nicht mehr selbst es konnte. Das war bei mir wenn es darum ging die Spritze wirklich in den Bauch zustecken. Ich habe sie aber ganz nah an den Bauch gehalten. (ich habe auch mit der Nadel die Haut öfter berührt, es nicht geschafft zu durchstechen und dann hat wer anders durchgestochen. Das sollte man aber möglichst nicht machen, denn dann wird sie stumpf und unsteril, aber auch das musste ich erst lernen.)
Am nächsten Tag habe ich die Hand von der Person, die mich gespritzt hat mitangefasst.
Am Tag danach hat meine Schwester die Nadel gestochen, und festgehalten und ich habe das Mittel reingedrückt.

Ich feiere jeden noch so kleinen Erfolg[/i], Ich lobe mich immer und lasse mich von anderen[i]loben[/i], und ich erzähle meinen engsten Personen jeden Tag wie es gelaufen ist und was gut war. Ich mache etwas Schönes nach der Spritze und oder ich esse etwas leckeres. Ich weis vorher schon mit was ich mich belohne, aber wichtig ist [i]ich belohne mich immer, denn ich habe es dann für den Tag geschafft und ich war sehr tapfer. Wenn ich nicht zuhause bin bereite ich meine Belohnung vor: nehme zum Beispiel meine Lieblingssüßigkeit mit.
Bevor ich mich Spritze rufe ich mir die vorherigen Erfolge ins Gedächtnis. Die Male die weniger Schlimm waren und was am Tag vorher gut war.

Dann habe ich die Nadel irgendwann durchgestochen. Meine Mutter musste sie wieder festhalten, weil ich so gezittert habe.
Bei mir war das die Wende. Ich wusste wenn ich es einmal schaffe, dann werde ich es wieder schaffen und seitdem schaffe ich es jeden Tag, die Nadel durchzustoßen und dann auch das Mittel reinzudrücken. Das Zittern wurde weniger, Ich musste nicht mehr heulen und mittlerweile schwitze ich auch nicht mehr.
Ich brauche jeden Tag weniger Überwindung und die Schmerzen sind jetzt eher unangenehm, als schlimm. Der Einstich tut gar nicht weh. (Ja das hat man mir auch vorher gesagt, aber das musste ich erst fühlen um es wirklich zu glauben) Generell ist alles viel weniger schlimm, seitdem ich es selbst mache.
Heute und gestern habe ich es ganz alleine geschafft, ohne Aufsicht. Es war noch nicht perfekt, ich habe immer noch gezittert und so. Ich hatte auch gestern noch meine Mutter im Zimmer neben an, für alle Fälle.
Aber ich kann jetzt alleine mich Spritzen und das auch ziemlich schnell und in ein paar Tagen werde ich gar nicht mehr Zittern in ein paar Tagen mehr ist es Routine und genauso aufregend, wie Tabletten schlucken.

Was noch helfen kann:

Zeitpunkt für die Spritze möglichst früh legen, (wenn es das Medikament erlaubt) dann hat man es hinter sich und muss nicht den ganzen Tag daran denken, dass man es noch vor sich hat, sondern kann die Erfolge feiern.
Youtubevideos von Menschen die sich Spritzen müssen für andere als Anleitung anschauen. Gibt es für viele verschiedene Medikamente. (Ich selbst habe meine Mutter für mich suchen lassen, weil ich Angst vor horror-Videos hatte und letztendlich hatte es mir gereicht, dass sie mir erzählt hat, dass ich auch die Nadel ganz ruhig und ohne so viel Schwung wie ich dachte injizieren kann.)
Aufschreiben: Gefühle, Ängste, Erfolge usw. als Briefe, Emails, Tagebuch, Forumeintrag , Mindmap,Kritzelzettel.. festhalten
Im Zweifelsfall: Wikipedia-Artikel (oder etwas vergleichbares, am besten seriöses) über Angst vor Nadeln und Phobien lesen und selbst Überlegen, in wie weit trifft das auf mich zu?
Professionelle Psychologische Hilfe holen oder in Anspruch nehmen. Speziell für Menschen mit chronischen Krankheiten.

Zu mir noch ganz kurz: Ich bin 24 Jahre alt und habe seit November 2014 die Symptome und seit Dezember 2014 die Diagnose adulter Morbus Still.


Verfasst am: 02.03.2015, 22:03
Dabei seit: 02.03.2015
Beiträge: 1

Hallo
Ich musste mir auch selbst Medikamente spritzen und ehrlich gesagt hatte ich anfangs ganz schön Angst. Ich war sehr unsicher, weil ich nicht wusste was auf mich zukam. Zuerst ließ ich meine Mutter oder eine Krankenschwester spritzen.
Danach war mir klar, dass ich es selbst lernen musste. Beim nächsten mal habe ich die Spritze selbst gespritzt. Ich habe meine Angst überwunden, indem ich nicht lange drüber nach gedachte habe und mir die Spritze einfach ins Bein gejagt habe. Seitdem habe ich überhaupt keine Probleme mehr.

Also:
1. denk nicht drüber nach
2. überwinde deine Angst
3. mach es schnell

Wenn du es richtig machst - meist mit etwas Übung - spürst du nicht viel und es blutet auch nicht.

Viel Erfolg und liebe Grüße!


Verfasst am: 01.03.2015, 13:52
Dabei seit: 01.03.2015
Beiträge: 1

Ich muss täglich Anakinra spritzen. Ich schaffe es nicht, mich selbst zu spritzen. Wer kann mir Tipps geben, meine Angst zu überwinden. Hilft Hypnose oder kann ich mir immer eine Verordnung von der Krankenkasse geben lassen, damit eine Schwester zum spritzen kommt?




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