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Borreliose und nun?!
Reihenfolge 

Verfasst am: 26.04.2012, 17:58
Dabei seit: 07.07.2011
Beiträge: 3

Hallo,
im April 2010 hatte ich einen Zeckenbiß mit anschliessender Wanderröte (wurde dokumentiert u. später von 3 Ärzten eindeutig diag.), wurde aber von meinem damaligen Hausarzt als allergische Hautreaktion abgetan. Auch die ersten Symtome (Lichtempfindlichkeit, starker Augendruck, elendiges Krankheitsgefühl) wurde als irgendeinen Virusinfekt fehldiagnostiziert. Die typischen Symptome einer Borreliose waren seiner Meinung nach Kniegelenks.- und/oder Kopfschmerzen u. die konnte ich leider nicht aufweisen. Mit den hochpositiven Laborwerten 7 Wochen später war er auch völlig überfordert!! KEINE BORRELIOSE
Gibt es keine Fortbildungen für Ärzte??
Kurz danach völliger Zusammenbruch - Arztwechsel

1. Antibiose
3 Wochen Rocephin i.v. - ich fühlte mich herrlich gesund, aber nur für ein paar Wochen!

2. Antibiose
Oktober 2010 - März 2011
6 Wochen Rocephin u. Mino/Quensyl - Keine Beschwerdefreiheit erreicht

heutiger Zustand:
schmerzhaftes Kribbeln und. Ziehen in den Extremitäten
Schulter Nacken Schmerzen
Taubheitsgefühl in 2 Fingern
Schmerzen Fuss/Ferse bes. morgens
Sensibilitätsstörungen einer Gesichtshälfte
Muskelkrämpfe
Raynaud Syndrom
ziehender Schmerzen in beide Unterarmen.

jetzt bin ich auf der Suche nach einem Kassenarzt , der meine Borreliose behandelt aber nicht meine Symptome.

1. Arzt: Sie sind chronisch krank u. müssen halt damit leben. Suchen Sie sich einen guten Schmerztherapeuten.
In meiner Praxis sind viele chr. Borreliosekranke u. die müssen damit leben!!!

2. Arzt: Ich behandele keine Borreliosekranke, sind mir zu kostenintensiv

3. Arzt: Antidepessiva

und jetzt??
Borreliose ist in jedem Stadium leicht mit Antibiotika therapierbar, liest man immer wieder!
Habe ich die falschen AB erhalten?
Oder muß ich aufgrund eines völlig inkompeten Arztes mit diesen Symptomen leben. Es macht mir Angst, denn Woche für Woche wird alles schlimmer.
Wie wird es in ein paar Monate/Jahre sein?

Danke
Cora


Verfasst am: 26.04.2012, 17:58
Dabei seit: 29.06.2011
Beiträge: 5

Liebe Cora,

natürlich ist es besser, wenn man rasch behandelt. Dennoch sollte trotz der Zeitverzögerung bis zum Beginn der Antibiose inzwischen eine ausreichende Antibiose erfolgt sein. Sie hatten 2 für die Borreliose empfohlene Antibiotika, von einer erneuten antibiotischen Therapie ist kein Effekt auf die geschilderten Beschwerden zu erwarten.

Mit freundlichem Gruss
Juliane Franz


Verfasst am: 26.04.2012, 17:58
Dabei seit: 07.07.2011
Beiträge: 3

Sehr geehrte Frau Dr.Franz,

vielen Dank für Ihre Antwort.
Daraus ersehe ich, dass ich durch einen fatalen Behandlungsfehler eines ignoraten, inkompetenten Arztes in dieser oft verzweifelten Situation geraten bin. Diagn.: Austherapierte Borreliose! Nur noch Symptombehandlung!
Jedem Tumorpatienten, der laut Studie die 5-Jahres-Überlebensrate nicht überleben wird, stehen 1,2,3,4, usw, Chemotherapien, Radiotherapien zu. Man will ihm nicht das Gefühl vermitteln , dass kaum noch Hoffnung auf Heilung besteht und ihn aufgegegeben hat u. wird.
Ich aber als Borreliosepatient werde in kürzester als austherapiert entlassen. Meine 2. Antibiose hat mir kurzfristig eine Besserung gebracht. Warum verweigert man mir weiterhin AB? Warum verweigert man mir eine Langzeitantibiose? Warum verweigert man mir mehr Lebensqualität? Nur weil irgendeine Studie irgendwann was ergeben hat?
Ist eine Antibiose gesundheitsschädlicher als eine Chemo?

Mit freundlichen Gruß
Cora


Verfasst am: 26.04.2012, 17:58
Dabei seit: 29.06.2011
Beiträge: 15

An Cora

Das Erythema migrans (Wanderröte) ist für die Lyme-Borreliose krankheitsbeweisend. Bei der Diagnose handelt es sich um eine Pigdiagnose, d.h. der Arzt muss die Diagnose Erythema migrans aufgrund der Inspektion stellen. Die im zeitlichen Zusammenhang aufgetretenen Allgemeinsymptome sind typisch für das Frühstadium der Lyme-Borreliose. Die Bezugnahme auf einen Virusinfekt war also möglicherweise irrtümlich.

Kniegelenksschmerzen kommen bei etwa 40 % der Patienten, Kopfschmerzen bei 80 % der Patienten vor. Allerdings können diese Symptome nur gelegentlich bestehen. Die hochpathologischen Werte bei der Serologie Borrelien beweist die stattgehabte Infektion.

Die Behandlung mit Rocephin für 3 Wochen führte zwar zur Beseitigung der Beschwerden, er einige Wochen später erfolgte Rückfall ist jedoch leicht erklärbar: Rocephin (Ceftriaxon) hat keine Wirkung innerhalb der Körperzellen, wo sich die Borrelien überwiegend aufhalten. Durch Rocephin haben sie jedoch damals die Bakterienmasse zwischen den Körperzellen reduziert und damit vorübergehend das Immunsystem in die Lage versetzt, den Infekt zu beherrschen.

Die Behandlung mit Rocephin, Minocyclin und Quensyl war vom Grundsatz her richtig, die Behandlungsdauer von 6 Wochen jedoch zu kurz. Zudem ist immer zu überprüfen, ob die eingesetzten Antibiotika wirksam sind. Dies ergibt sich allein aus dem Krankheitsverlauf. Falls keine zufrieden stellende Wirkung eintritt, muss auf andere Antibiotika gewechselt werden.

Die derzeit bestehenden Beschwerden sind allesamt vereinbar mit einer chronischen Lyme-Borreliose.

Die Lyme-Borreliose ist in jedem Stadium durch Antibiotika therapierbar. Resistenzen verschiedener Antibiotika sind jedoch zu berücksichtigen. Zudem ist zu prüfen, ob neben der Borreliose sonstige chronische Infektionskrankheiten vorliegen.

Ob die bisher eingesetzten Antibiotika unwirksam sind, kann nicht entschieden werden, da die Behandlungsdauer zu kurz war.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. W. Berghoff


Verfasst am: 26.04.2012, 17:58
Dabei seit: 07.07.2011
Beiträge: 3

Vielen Dank für die ausführliche Antwort.
Einige Co-Infekte sind untersucht worden:

EBV: nicht aktiv
Yersenien: hoch positiv
Mycoplasmen pneum: nicht aktiv
Clamydien pneum : negativ

Man sagte mir, dass Minocyclin ebenfalls gegen Yersenien wirkt.

Mit freundlichem Gruß
cora


Verfasst am: 26.04.2012, 17:58
Dabei seit: 29.06.2011
Beiträge: 15

An Cora

Ob bei Ihnen eine Coinfektion vorliegt, kann nicht nur anhand der Laborwerte entschieden werden, vielmehr gilt auch für die Coinfektionen, dass sich die Diagnose im Wesentlichen auf die Anamnese, den körperlichen Untersuchungsbefund und medizinisch-technische Untersuchungen (nicht nur Labor) stützen.

In meiner ersten Antwort ist ein Schreibfehler aufgetreten, es muss nicht heissen „Pigdiagnose“ sondern „Blickdiagnose“.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. W. Berghoff




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