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Borreliose und Fibromyalgie
Reihenfolge 

Verfasst am: 26.04.2012, 17:58
Dabei seit: 07.07.2011
Beiträge: 2

Seh geehrte Damen und Herren,
Im Frühjahr 2009 wurde Borreliose bei mir festgestellt. Ich habe nichts von einer Zecke oder einer Rötung gemerkt. Trotz mehrerer Einnahmen von Antibiotika wurden die Beschwerden nicht besser. Mir wurde dann zu Antibiotika-Infusionen geraten. Da mir aber nicht mit Sicherheit gesagt werden konnte, dass diese Behandlung Erfolg haben könnte, habe ich mich dagegen entschieden.
Mir wurde erklärt, dass ein Rest der Erreger immer im Körper bleibt und sich auch wieder vermehren kann. ImLaborbericht steht:
Borrelien-Westernblot normal: negativ, Test am 10.09.10: positiv
Borrelia-AK (IgG) Westernblot - 10.09.10: negativ
Borrelia-AK (IgM) Westernblot - 10.09.10: P23 (OspC)
Borrelia-AK (IgG) EIA -normal: <5, 10.09.10: <5
Borrelia-AK (IgM) EIA -normal: negativ, 10.09.10: positiv
Blutsenkung normal: 2-30, 10.09.10: 21
Ist es im Blut nachweisbar oder nicht?
Irgendwie kann mir niemand sagen habe ich jetzt Borreliose oder nicht oder die Erreger oder nicht.

Kürzlich wurde mir noch empfohlen mein Blut auf „Titer“ testen zu lassen und das am besten in der Uni Mainz. Da soll es eine Neurologin geben, die sich mit dieser Thematik sehr gut auskennt.
Gibt es eine solche Untersuchung, ist diese aussagekräftig und wird sie von der Krankenkasse übernommen? Macht es überhaut Sinn, wenn Sie sich die Laborwerte ansehen?

Vielleicht noch wichtig für Sie zu wissen, vor ca. 1 Jahr wurde bei mir Fibromyalgie diagnostiziert. Inzwischen habe ich es mit fast allem was dazu gehört. Schlafstörungen, Fatique, Hitzewallungen, Konzentrations und Wortfindungsstörungen usw.

Über eine Antwort von Ihnen würde ich mich sehr freuen.
Mit freundlichen Grüßen
marktsoffie


Verfasst am: 26.04.2012, 17:58
Dabei seit: 05.07.2011
Beiträge: 8

Ihnen kann man endlich einmal auch auf die Ferne eine eindeutige Antwort geben.

Die vorliegenden Laborbefunde zeigen, dass bei Ihnen eine späte Form einer Borreliose ausgeschlossen werden kann! Bei Ihnen fanden sich nur positive IgM-Antikörper (OspC im Westernblot), die IgG-Antikörper waren negativ. Eine solche Konstellation wäre rein theoretisch nur in einem sehr frühen Stadium einer Infektion in einem Zeitraum von wenigen Tagen möglich. Die Antwort des Immunsystems auf die Infektion beginnt mit der Bildung der IgM-Antikörper, nach wenigen Tagen kommt es dann zu einem Anstieg der IgG-Antikörper gegen Borrelien. So läuft die Reaktion des Immunsystems prinzipiell auch bei anderen Infektionen ab! Jedenfalls sind solche ausschließlichen IgM-Antikörper (ohne IgG-Antikörper) als "falsch postiv" anzusehen, sie haben keinerlei diagnostische Bedeutung. Im Westernblot handelt es sich dabei meist um OspC-Antikörper - wie bei Ihnen. Woher diese falsch positiven Antikörper kommen, weiß man nicht genau; wahrscheinlich sind es "Kreuzreaktionen", d.h. es werden damit auch Bestandteile anderer vermutlich bakterieller Substanzen erkannt. Dieses Problem stellt sich übrigens gar nicht selten auch bei der Diagnostik anderer bakterieller Infektionen. Es ist also kein Wunder, dass Ihnen Antibiotika nicht geholfen haben. Sie waren zumindest gut beraten, die Infusionen abgelehnt zu haben.

Übrigens, falls bei Ihnen tatsächlich Antikörper nachgewiesen worden wären, hätte ich Sie erst einmal nach Symptomen und Befunden gefragt, die für eine Borreliose sprechen. Eine Borreliose kann man nicht im Labor diagnostizieren, die Laborbefunde sind immer nur das i-Tüpfelchen auf der Diagnose. Das ist eine Binsenweisheit der Medizin, die leider oft vergessen wird.

Ich hoffe jedenfalls, Ihnen Ihre Verunsicherung und Ängste genommen zu haben. Ein Fibromyalgie-Syndrom ist ja auch nicht lustig - hoffentlich haben Sie dabei kompetente Hilfe. Alles Gute!

Mit freundlichen Grüßen
Peter Herzer


Verfasst am: 26.04.2012, 17:58
Dabei seit: 07.07.2011
Beiträge: 2

Sehr geehrter Herr Professor Herzer,
zunächst einmal vielen Dank für Ihre schnelle Antwort. Ich habe mich in zweifacher Hinsicht sehr darüber gefreut. Zum Einen, dass Sie aus der Ferne eine so sichere Diagnose stellen konnten und zum Anderen, dass es so positiv für mich ausgefallen ist. Ich habe keine B o r r e l i o s e!!! Juchhuuu!!! Ich dachte schon die Beschwerden bei Borreliose und Fibromyalgie würden sich so ähneln, dass man sie kaum auseinander halten kann und alles wäre so vermischt und schwammig bei mir.
Natürlich reichen mir die Beschwerden bei FMS. Ich kann manche Nächte nicht schlafen, habe Schmerzen überall und meine Haut ist bei Berührungen so empfindlich als würde sich eine Grippe ankündigen. Aber auch bei FMS ist es sehr schwierig kompetente Hilfe zu erhalten. Man kann ja schon "froh" sein wenn es festgestellt wird. Obwohl ich auch fast 6 Monate gebraucht habe um mich damit auseinander zu setzen und es zu akteptieren. Eigentlich dachte ich so etwas trifft alle anderen aber niemals mich. Nach kompetenter Hilfe suche ich noch. Dabei ganz besonders eine Psychotherapeutin im Raum Groß-Gerau oder Mainz.
Noch einmal recht Herzlichen Dank für Ihre Antwort.

Liebe Grüße
marktsoffie


Verfasst am: 26.04.2012, 17:58
Dabei seit: 29.06.2011
Beiträge: 15

An Marktsoffie

Ein Zeckenstich wird nur in 30 % der Patienten mit chronischer Lyme-Borreliose anamnestisch angegeben, ein Erythema migrans (Wanderröte) in 50 % der Fälle.

Die Beschwerden einer Lyme-Borreliose können persistieren, wenn die eingesetzte antibiotische Behandlung nach Art, Dosis und Dauer nicht angemessen war.

Der Einsatz von Antibiotkainfusionen bezieht sich in der Regel auf das Medikament Ceftriaxon. Dieses Medikament wirkt nur auf Bakterien, die sich nicht in den Körperzellen sondern zwischen den Körperzellen befinden. Da die Borrelien sich jedoch vorwiegend in den Körperzellen aufhalten, werden sie von diesen intravenös zugeführten Antibotikum nicht erreicht. Die Infusionsbehandlung muss daher stets mit einem anderen Antibiotikum kombiniert werden, das auch auf die Bakterien in den Körperzellen wirkt.

Der Begriff Fibromyalgie ist als Krankheit nicht eindeutig definiert und überhaupt als Beschwerdebild sehr umstritten. Etwa 40 % der Patienten mit Fibromyalgie weisen eine stattgehabte oder bestehende Lyme-Borreliose auf. Entscheiden ist, dass die Fibromyalgie nicht mit irgendwelchen Entzündungen einhergeht.

Die Borrelien Serologie war offensichtlich einige Male positiv, OspC ist hochspezifisch. Eine positive Serologie beweist die stattgehabte Infektion, lässt jedoch keine Aussage über die Existenz oder Intensität der Krankheit (Lyme-Borreliose) zu. Die Diagnose der Lyme-Borreliose stützt sich auf die Anamnese, den körperlichen Untersuchungsbefund, verschiedene medizinisch-technische Untersuchungen (Serologie beweist nut stattgehabte Infektionen) und insbesondere auf die Differentialdiagnose. D.h. sämtliche beim Patienten vorliegenden Untersuchungen müssen auf alle theoretisch in Betracht kommenden Ursachen (Krankheiten) überprüft werden. Erst wenn all diese Krankheiten auszuschliessen sind, ergibt sich die Diagnose der chronischen Lyme-Borreliose. Die Lyme-Borreliose ist also oft eine Ausschlussdiagnostik.

Hierfür entscheidend ist die Tatsache, dass bis heute kein positiver Marker zur Verfügung steht, d.h. eine medizinisch-technische Untersuchung, insbesondere keine Laboruntersuchung bei positivem Ausfall die Krankheit beweist.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. W. Berghoff


Verfasst am: 26.04.2012, 17:58
Dabei seit: 05.07.2011
Beiträge: 8

An Marktsoffie

Ich habe mich sehr über Ihre frohe Reaktion auf meine Antwort gefreut. Nur Herr Dr. Berghoff gibt keine Ruhe, bevor nicht die ganze Menschheit eine Borreliose hat oder zumindest nicht Angst vor einer Borreliose. Es ist einfach müßig, auf diese konfusen Philosophien von Herrn Dr. Berghoff einzugehen. Bei der Anfrage zur chronisch persistierenden Borreliose von Sebastian sah ich mich genötigt, einen ausführlicheren Kommentar abzugeben - Sie können ja mal da nachschauen.

Freundliche Grüße
P. Herzer




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