Hallo Sandra,
Deine Bedenken sind völlig richtig.. Unter einer MTX Behandlung sollten nach derzeitigem Stand der Erfahrung keine Lebendimpfungen erfolgen. Windpocken müssen normalerweise auch nicht aufgefrischt werden. Voraussetzung ist aber, dass sie durch die Impfung ausreichend Antikörper produziert. Das kan durch eine Antikörperbestimmung herausgefunden werden. Du solltest Euren Kinderarzt darum bitten. Sollte eine Impfung nötig werden, müsstet Ihr das gleiche Schmea unter MTX beachten, wie bei ungeimpften Kindern. Ich kopiere mal einen Artikel aus der Zeitschrift der DRL "mobil" hier mit ein. In diesem geht es zwar um die Neueinstellung, aber der Weg an sich ist identisch. Vor allem die Maßnahmen, wenn doch msl unter MTX eine Infektion ausbrechen sollte.
Im übrigen solltest Du beim Verdacht auf eine Viruserkrankung das MTX im Zweifelsfall zunächst weglassen, bis eine Klärung erfolgt ist. Die MTX Gabe um ein, zwei Tage zu verschiegben, ist problemlos möglich. Da aber bei Virusinfekten die Zahl der weißen Blutkörperchen ohnehin schon runtegeht, sollte nicht noch MTX "oben rauf kommen", da auch dieses die w. BK absenkt. So, nun der Artikel und herzliche Grüße Claudia
Ach ja,hast Du den Kindergarten-Flyer der DRL?
[b:30kd2wp3]1. Braucht mein Kind eine Windpockenimpfung bevor es auf MTX
eingestellt wird?[/b:30kd2wp3]
Bei rheumatischen Erkrankungen im Kindesalter, die nicht ausreichend auf eine Therapie mit nichtsteroidalen Antirheumatika (entzündungshemmende und schmerzstillende Medikamente ohne Cortison ) ansprechen, wird zunächst versucht, den Entzündungsprozess durch das Einspritzen von Cortisonkristallen (vorzugsweise Triamcinolonhexacetonid= Lederlonâ) direkt in die betroffenen Gelenke zu stoppen.
Gelingt dies nicht zufriedenstellend oder sind bereits bei Krankheitsbeginn zu viele Gelenke betroffen, sollte eine Basistherapie mit Methotrexat (MTX) eingeleitet werden. MTX ist in der Therapie des kindlichen Rheumas gut etabliert und besitzt ein sehr gutes Nutzen-Risiko Profil d.h. der Nutzen (Effekt) ist hoch bei relativ geringen unerwünschten Wirkungen.
Vor dem MTX Start, besser bereits bei Diagnosestellung sollte der Immunstatus, insbesondere bezüglich einer Windpocken Infektion erhoben werden. Alle Kinder/Jugendlichen mit negativen Windpocken Antikörpern sollten spätestens vor Beginn einer MTX Behandlung mit Windpocken Lebendimpfstoff. geimpft werden.
Läßt sich bei nicht geimpften Kindern die Behandlung mit MTX aufgrund des akuten Krankheitsbildes nicht um ca. 2 Wochen verschieben, muss ohne Impfung mit der MTX Gabe begonnen werden und dann in einer stabilen Krankheitsphase für 1 Woche mit MTX ausgesetzt werden, um zu impfen. Nach zwei bis drei weiteren Wochen ohne fieberhafte Impfreaktion kann dann wieder neu mit MTX begonnen werden.
Eine Kontrolle der Windpocken Antikörper sollte nach zwei Monaten erfolgen.
Falls die Windpockenimpfung nicht vor Beginn der MTX Behandlung durchgeführt werden konnte, werden die Eltern dahingehend informiert, nach eventuellem Kontakt mit Windpocken sofort den Kinderarzt oder Kinderrheumatologen zu benachrichtigen, um die individuellen Behandlungsmöglichkeiten abzuklären. In Frage kämen hier z.B. eine Impfung innerhalb von drei Tagen nach Ansteckung oder eine Behandlung mit Aciclovir ab dem 8. Tag nach Ansteckung für 5 Tage.
Sollte es nach unbemerkter Ansteckung zum Ausbruch von Windpocken kommen, muss MTX sofort abgesetzt werden (eine bestehende Cortisontherapie muss fortgeführt werden!) und Aciclovir zum Einsatz kommen; und zwar bei unkompliziertem Verlauf in Tabletten oder Saftform, bei komplizierten Verläufen (Nackensteife) intravenös.
Die prophylaktische Gabe von Windpocken Hyperimmunglobulin (passive Impfung) ist entsprechend der Empfehlung des NIH (National Institute of Health, USA) nicht erforderlich, zumal diese mit den Risiken von Fremdblutbestandteilen behaftet wäre.
Dr. med. Rolf-Michael Küster
Arzt für Kinder- und Jugendmedizin
Schwerpunkt Rheumatologie
Leitender Arzt Norddeutsches Zentrum für Kinder- und Jugendrheumatologie
Rheumaklinik Bad Bramstedt
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