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Wer beantragt gerade Erwerbsminderungsrente?
Reihenfolge 

Verfasst am: 26.04.2012, 17:58
Dabei seit: 27.10.2004
Beiträge: 5

Hallo,

bin 35 Jahre alt und sitze wegen einer cP seit vielen Jahren im Rollstuhl. Gerade habe ich beschlossen, dass ich aus der Arbeitslosigkeit in die Rente gehen möchte. Wem geht es gerade ähnlich, oder hat vor kurzem einen Antrag bei der BfA durchbekommen? Was gab es für Probleme, worauf würdet Ihr beim nächsten Mal achten? Hattet Ihr einen Rechtsbeistand?
Über einen Erfahrungsaustausch würde ich mich freuen - man kämpft sonst so alleine vor sich hin!

Liebe Grüße an alle


Verfasst am: 26.04.2012, 17:58
Dabei seit: 14.02.2004
Beiträge: 41

Hallo Hexe35!

Ich bin 28 Jahre alt, Erstdiagnose seronegative, ANA und HLB 27 positive, chronische Polyarthritis Anfang 1998 sowie seit neuester Diagnose Fibro, und befinde mich derzeit im Widerspruchsverfahren gegenüber der BfA.

Achtung! Bericht vielleicht etwas zu ausführlich::

Anfangs war der Krankheitsverlauf relativ friedlich, was sich aber letztes Jahr im Januar schlagartig änderte. Ich bekam einen dermaßen aggressiven Schub, der bis heute nicht zum Stillstand gebracht werden konnte. Von April bis Mai 2003 ging ich 4 Wochen in eine Rheumaklinik zur Reha. Dort wurde mir erstmals empfohlen, einen Antrag auf Erwerbsminderungsrente zu stellen. Nachdem ich zumindest wieder Teilzeit arbeiten konnte, habe ich im Juli 2003 meinen ersten Antrag auf Erwerbsminderungsrente gestellt. Dieser wurde nach 3 Monaten ohne irgendwelche Probleme positiv beschieden und zwar für ein Jahr, weil meine Krankheit heilbar wäre <!-- s:?: --><img src="{SMILIES_PATH}/icon_question.gif" alt=":?:" title="Question" /><!-- s:?: --> . Ich habe die volle Rente zugesprochen bekommen, habe aber dennoch aus eigenem Antrieb weiterhin Teilzeit gearbeitet, und zwar 5 h täglich. Dies wurde mir dann zur Hälfte angerechnet, so dass ich nur die halbe Erwerbsminderungsrente bekommen habe.

Ende 2003 habe ich dann bei der BfA einen Antrag auf Arbeitsplatzgestaltung zur Erhaltung meiner restlichen Arbeitskraft gestellt. Dieser Antrag wurde nach Einholung eines Arztattestes durch mich abgelehnt, mit der Begründung, dass ich auch bei entsprechender Arbeitsplatzgestaltung nicht mehr als 5 Stunden täglich arbeiten kann.

Daraufhin habe ich umgehend einen Antrag gestellt auf Fortzahlung der Erwerbsminderungsrente über den Wegfallmonat 07/2004 hinaus gestellt. Damit fing das Drama an…

Zunächst wurde mir ein Orthopäde als Gutachter bestimmt. Nach 5 Minuten wusste ich sofort, dass dabei nichts Gutes rauskommen konnte. Er hat Unmengen an Fragen gestellt zu meiner bisherigen Arzneimittelversorgung. Und zwar Zeitraum 1995 – 2004. Da ich natürlich auf eine solche Fragenstellung nicht vorbereitet war, da ich dies nicht erwartet habe, konnte ich dazu nur sehr wenige Angaben machen. Wer kann schon ohne Vorbereitung taggenau sagen, welche Medikamente er in welcher Höhe, über welchen Zeitraum und durch wen verordnet bzw. wieder abgesetzt eingenommen hat? Danach musste ich ihm ausführlichst mitteilen, welche Probleme ich habe. Dabei hat er erwartet, dass ich die medizinischen Fachbegriffe für jedes einzelne Gelenk verwende, was natürlich beim Knie nicht so das Problem war. Bei den kleinen Gelenken (Finger, Zehen) war ich allerdings doch sehr überfordert. Diese Befragungen dauerten ca. 1 Stunde. Danach hat er mich 10 Minuten lang extrem oberflächlich untersucht und konnte doch tatsächlich nahezu nichts feststellen. Im Gutachten konnte ich u.a. später feststellen, dass er nicht einmal die nahezu vollständige Versteifung des rechten Sprunggelenkes nach fehlgeschlagener Bandplastik festgestellt hatte…. Dies nur als extremes Beispiel.

In der abschließenden Beurteilung hat er dann zwar ganz überraschend festgestellt, dass ich gesundheitlich nicht in der Lage bin, mehr als 5 Stunden zu arbeiten. Er hat vorgeschlagen, ein weiteres Jahr die Rente zu bewilligen und dann eine weitere Reha-Maßnahme durchzuführen. Da er aber keinerlei Einschränkungen feststellen konnte, hat die BfA natürlich meinen Antrag im Mai 2004 abgelehnt, mit der Begründung ich könne Vollzeit arbeiten gehen.

Daraufhin habe ich selbstverständlich sofort Widerspruch eingelegt mit ausführlicher Begründung, in welcher ich das Gutachten mit anderen Gutachten bzw. Arztberichten hinsichtlich der angeblich nicht vorhandenen Einschränkungen widerlegt habe.

Zunächst hat die BfA dann meinen Rheumatologen aufgefordert, ein ausführliches Arztattest vorzulegen. Mein Rheumatologe hat allerdings dann gefordert, dass die BfA ihm die Zusage gibt, dass er auf Gutachterbasis abrechnen kann. Damit war die BfA nicht einverstanden.

Stattdessen hat sie mir einen neuen Gutachter zugeteilt. Wiederum einen Orthopäden in Nähe meines Wohnortes, der sich mit dem Krankheitsbild nicht wirklich auskennt. Nach Rücksprache mit meinem Rheumatologen habe ich diesen mit entsprechender Begründung abgelehnt.
Nach Ablauf von ca. 3 Wochen hat mir die BfA einen neuen Gutachter zugeteilt. Wiederum einen Orthopäden aus derselben Praxis. Nach Rücksprache mit meinem Rheumatologen habe ich diesen mit derselben Begründung abgelehnt. Mittlerweile hatte ich bereits 7 x schriftlich um die Bestellung eines Rheumatologen gebeten. Von den telefonischen Nachfragen ganz abgesehen.
Nach Ablauf von ca. weiteren 4 Wochen hat mir die BfA einen neuen Gutachter zugeteilt, diesmal aber einen Chirurgen… Nach wiederholter Rücksprache mit meinem Rheumatologen habe ich auch diesen abgelehnt. Da zwischenzeitlich Juli war und ich auf die Rente wirklich dringend angewiesen bin und zugegebener Maßen echt sauer war, habe ich diesmal ein 2-seitigen Brief an die BfA geschrieben und deutlich meine Verärgerung über die Art und Weise der Behandlung von kranken Menschen durch die BfA zum Ausdruck gebracht. Außerdem habe ich mir die Mühe gemacht, zu recherchieren, welche Rheumatologen im Umkreis von 100 km von meinem Wohnort aus BfA-Gutachten erstellen. Diese habe ich dann aufgeführt und die BfA aufgefordert, nun endlich einen geeigneten Gutachter zu bestellen.
Nach vielfachen telefonischen Nachfragen wurde mir endlich Ende September (nach Ablauf von 8 Wochen) ein geeigneter Gutachter beigeordnet. Von den von mir vorgeschlagenen Rheumatologen, den, der mir am nächsten ist.

Vorgestern war nun endlich der Gutachtertermin und im Moment gehe ich davon aus, dass der Stress und der Ärger sich gelohnt haben. Der Termin ging fast 5 Stunden. Sowohl das Vorgespräch wie auch die körperliche Untersuchung waren extrem gründlich.

Nun hoff ich, dass das Drama mit der BfA nun bald ein Ende hat. Allerdings ist mir klar, dass ich noch mit weiteren Wartenzeiten (1 oder 2 Monate) rechnen muss.

Zusammenfassend kann ich als Tipps geben:

Zunächst einen Antrag auf Reha stellen, falls noch nicht geschehen und durchgeführt. Am Ende bekommt man vom Reha-Arzt einen ausführlichen Bericht. Wie in meinem Fall habe ich aufgrund dieses Berichtes ohne Schwierigkeiten den ersten Rentenantrag durchbekommen.

Wenn dann von der BfA ein Gutachter bestellt wird, der dem Krankheitsbild nicht angemessen ist, würde ich diesen trotz des extremen Zeitverlustes ablehnen. Ein Sozialgerichtsverfahren dauert länger, ich weiß das aus Erfahrung, weil ich beim Anwalt arbeite.

Zum Gutachtertermin würde ich zur Vorbereitung mich mit meinem bisherigen Krankheitsverlauf genau beschäftigen. Zum 2. Gutachter habe ich mir eine nach meinen mir vorliegenden Unterlagen gefertigte genaue Aufstellung mitgenommen. Auch der 2. Gutachter hat mich ausführlich dazu befragt, die Fragen zu beantworten war aber kein Problem.

Ich glaube es gibt einen Verein (VdK ), der bei solchen Fällen hilft. Im google findet man nähere Infos. Ich selbst habe das Verfahren bislang selbst bestritten, was aber echt Nerven kostet.

Ich hoffe, mit den Auskünften geholfen zu haben. Habe die Antwort sehr ausführlich gehalten, denn ich weiß, wie es ist, wenn man nicht weiß, wie man sich verhalten muss und was auf einem zukommen kann. Auch ich habe in den letzten Monaten versucht über dieses Forum, die Rheumaliga, die Krankenkasse und andere Foren Informationen zu bekommen. Brauchbare habe ich allerdings nicht erhalten…

Viele Grüße Makrele


Verfasst am: 26.04.2012, 17:58
Dabei seit: 27.10.2004
Beiträge: 5

<!-- s --><img src="{SMILIES_PATH}/icon_biggrin.gif" alt="" title="Very Happy" /><!-- s --> Lieben Dank für die Antwort - nein, die war nicht zu lang, und sehr informativ. Es scheint wichtig zu sein, die Gutachter mit den richtigen Informationen zu füttern. Da wer ich mir was überlegen. Und hoffe, dass mein Hausarzt mit den richtigen Argumenten auf meiner Seite steht.
Vom VdK habe ich schon gehört und war dort auch in einer Beratungsstunde. Wie gut die Beratung letztendlich ist, weiß ich noch nicht, das merkt man wohl erst, wenn man sie bei Problemen in Anspruch nimmt. Zum Glück bin ich selbst Sozialarbeiterin und daher sozialrechtlich nicht ganz unbedarft, aber mit Rentenanträgen hatte ich noch nicht zu tun.
Für weitere Antworten wäre ich sehr dankbar und ich werde berichten, wie es bei mir weitergeht.

Liebe Grüße an alle aus Münster
Elke


Verfasst am: 26.04.2012, 17:58
Dabei seit: 06.11.2004
Beiträge: 3

<!-- s --><img src="{SMILIES_PATH}/icon_biggrin.gif" alt="" title="Very Happy" /><!-- s --> Hallo Hexe, habe den EU-Rentenantrag am 15.7.04 direkt bei der LVA/BfA gestellt. War im Besitz eines Schwerbehindertenausweises, habe diesen bei der Antragstellung auch vorgelegt. Dann habe ich besorgte Arztberichte mitgenommen, die wurden dann da kopiert. Vorher habe ich natürlich den Rentenverlauf geklärt gehabt. Nach ca. 5 - 6 Wochen habe ich dann die Aufforderung erhalten , 2 Gutachter zu bestimmten Terminen aufzusuchen, was ich auch tat. Letzte Woche kam dann der Rentenbescheid über den Teil-EU-Rente. Heute nun der neue Bescheid über die Voll-EU Rente ab 1.2.05, weil erst 6 Monate ab Rentenantragstellung vergehen müssen, bis man die Volle Rente bekommt. Bewilligt wurde die Halbe Rente bis zum 65 Lebensjahr, die Volle erstmal für 3 Jahre, die man 4 Monate vorher wieder verlängern kann ( Verlängerungsantrag) Ich selbst bin 50 Jahre alt. Zu bedenken ist aber, dass man 18 % Verlust bei vorzeitiger Rente hat. Hoffe, konnte Dir ein wenig helfen sonst frage nochmal nach. Liebe Grüße <!-- s --><img src="{SMILIES_PATH}/icon_razz.gif" alt="" title="Razz" /><!-- s -->




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