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Rituximab und Covid19 - neue Erkenntnisse?
Reihenfolge 

Verfasst am: 25.11.2020, 20:05
Dabei seit: 10.02.2016
Beiträge: 388

Zum Rituximab-Intervall: Da habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt. Einen Antikörper gegen CD19 verwenden wir, um B-Zellen anzufärben (auch ein Antikörper gegen CD20 könnte das, aber wenn Rituximab schon drauf sitzt, sieht der zweite Antikörper nichts). Damit kann man schauen, ob Sie wieder B-Zellen im Blut haben (gegen die sich Rituximab richtet) - und das in die Überlegungen einbeziehen.

Fast niemand hat heute einen komplett sicheren Arbeitsplatz. Bei Einhalten der entsprechenden Schutzmaßnahmen (Maske, auf festen Plätzen auch Plexiglasscheibe) ist das Risiko aber relativ gering. Ins Gesamtrisiko gehen viel Faktoren ein, wie Alter, Geschlecht, Übergewicht, Blutzucker und sonstige Vorerkrankungen. Ein gut kontrolliertes Asthma wiegt im Vergleich dazu recht wenig. Und ein Attest erstellen, dass jemand arbeitsunfähig ist, kann strafbar sein, wenn es so nicht stimmt.

Ich hoffe, das macht die Situation etwas klarer.

Alles Gute und herzliche Grüße

Martin Aringer


Verfasst am: 24.11.2020, 08:34
Dabei seit: 16.07.2020
Beiträge: 56

Sehr geehrter Prof. Aringer,

danke für die ausführliche Antwort.

Ich muss nochmal nachfragen, was die Verschiebung von Rituximab bzgl. einer Impfung gegen Corona betrifft. Also gibt es spezielle Blutwerte, die man mittels Durchflusszytometrie messen kann? Welche Werte werden da speziell bestimmt: Lymphozyten, Immunglobuline?

Was ist ein CD19-Antikörper, wirkt der genauso wie RTX? Und sollte man dann gänzlich von einem CD20 auf einen CD19-Antikörper umsteigen, oder habe ich das jetzt falsch verstanden?

Wie sieht das mit der Arbeitssituation aus, wenn RTX zu schweren Covid19-Verläufen führen kann: meine Ärztin hat mich krank geschrieben. Aber bringt das was, wenn jemand anderes im Haushalt im Handel arbeitet? Hier scheint es unterschiedliche Meinungen zu geben. Denn die Person in meinem Haushalt, die im Handel arbeitet, zählt laut der behandelnden Lungenärztin zur Risikogruppe (hyperreagibles Bronchialsystem mit mittelgradiger Obstruktion und Restriktion). Die Ärztin sagte allerdings, dass sie keine Krankschreibung ausstellen darf, auch wenn man im Handel arbeitet. Wie verhält man sich da?


Verfasst am: 22.11.2020, 11:35
Dabei seit: 10.02.2016
Beiträge: 388

Das sind eine Reihe schwieriger Fragen. Grundsätzlich bindet Rixtuiamb an CD20, einen Eiweißkörper an der Oberfläche von B-Zellen, und führt dazu, dass das Immunsystem die B-Zellen abräumt. So lange keine B-Zellen vorhanden sind, sind neue Antikörper-Reaktionen nur sehr eingeschränkt möglich - das gilt für die COVID-19-Infektion wie für die demnächst erwarteten Impfungen.

Auf der anderen Seite wirkt das Medikament auch weiter gegen die Erkrankung, so lange keine B-Zellen vorhanden sind. Die 6 Monate ergeben sich aus Erfahrungswerten, dass in diesem Zeitraum die B-Zellen in der Regel nicht wesentlich zurückkommen.

Wenn eine Impfung rasch verfügbar sein wird, könnte in diesem Fall daher wirklich eine Verschiebung der nächsten Rituximab-Gabe (und eine B-Zell-Bestimmung mittels Durchflusszytometrie und einem Antikörper gegen CD19) in Frage kommen.

Keine Sorge hätte ich vor besonderen Nebenwirkungen der Impfung, auch wenn Sie Recht haben, dass wir da noch länger keine verwertbaren Daten haben werden. Lebendimpfstoffe werden meines Wissens überhaupt keine getestet und Totimpfstoffe sind auch bei immunsupprimierten Patienten mit Autoimmunerkrankungen sicher. Die Daten der letzten zehn Jahre haben ursprüngliche immhunologische Ängste vor Schüben widerlegt.

Cyclophosphamid ist tendenziell infektionsgefährlicher als Rituximab. Für die eventuelle Infektion wirkt es auch zu lange (der maximale Effekt ist nach zehn bis 14 Tagen gegeben), um hier im Vorteil zu sein. Und Schübe der Grunderkrankung, die nach Cyclophosphamid viel schneller auftreten können, hätten in aller Regel das bei weitem größte Risiko.

Sie sollten das aber unbedingt mit Ihren behandelnden Ärzten diskutieren - da spielen eine Reihe individueller Faktoren eine relevante Rolle.

Alles Gute und herzliche Grüße

Martin Aringer


Verfasst am: 21.11.2020, 04:47
Dabei seit: 16.07.2020
Beiträge: 56

Hallo,

wie sieht es gerade mit Rituximab und Impfen aus: Wenn man Anfang August die letzte Infusion bekommen hat, dann ist erst ab Anfang Februar eine Impfung möglich? Wenn dann die nächste RTX- Infusion läuft, dann wäre auch dann erst wieder eine Impfung nach 6 Monaten möglich? Oder wäre es besser die nächste Infusion herauszuschieben, wenn eine Remission erreicht ist?

Wie sieht es mit der Sicherheit des Impfstoffes gegen das coronavirus aus...bisher haben diesen doch sicherlich nur gesunde Probanden bekommen? Kann man da zwecks Nebenwirkungen bei Autoimmunerkrankungen wirklich keine Sorge haben, auch was die Impfung und den Einsatz des CD 20 Antikörpers (RTX)betrifft? Da es verschiedene Impfstoffe geben soll, gibt es da einen zu bevorzugen, wenn es überhaupt eine Auswahlmöglichkeit gibt?

Und nochmal zur Immunsuppression: Eine Alternative zu Rituximab wäre für mich noch Cyclosphosphamid und kortison. Wäre diese Variante zwecks covid19 die bessere Behandlungsvariante?

Falls ich mich doch mit covid19 infizieren sollte, kann man ja die Wirkung der Infusion nicht rückgängig machen bzw. das Medikament nicht einfach absetzen, wie bei Tabletten. Es ist ja eine Art Langzeitwirkung gegeben...Wie kann man dann überhaupt behandeln/das Immunsystem in Gang bringen?

Hält die Wirkung der Infusion durchgängig über 6 Monate gleich stark an, oder nimmt diese ab, umso länger die Infusion her ist?

Vielen Dank.


Verfasst am: 20.11.2020, 17:34
Dabei seit: 10.02.2016
Beiträge: 388

Auch wenn nicht klar ist, wie sehr es das Risiko erhöht, gehört Rituximab zur kleinen Gruppe von Medikamenten, für die zumindest von mehreren Gruppen schwere COVID-19-Verläufe beschrieben wurden. Auch in der Theorie ist das aufgrund des B-Zell-Ansatzes denkbar.

Allerdings wird Rituximab besonders häufig bei gerade schwer kranken (Vaskulitis, off label bei refraktären Systemerkrankungen) und bei der rheumatoiden Arthritis besonders oft bei älteren Patienten eingesetzt. Das höhere Risiko könnte daher auch fälschlich Rituximab zugeschrieben werden.

In der Abwägung aller Risiken ist Rituximab meist trotz COVID-19 die Variante mit dem geringsten Gesamtrisiko. COVID-19 sollte daher in aller Regel kein Grund sein, eine indizierte Rituximab-Therapie nicht zu beginnen oder nicht fortzuführen.

Ich weiß, dass das keine unproblematische Antwort ist. Aus heutiger Sicht ist es aber meine beste Näherung.

Alles Gute und herzliche Grüße

Martin Aringer


Verfasst am: 10.11.2020, 07:20
Dabei seit: 16.07.2020
Beiträge: 56

Hallo,

mich würde mal interessieren, ob es bezüglich Covid19 und Rituximab neue Erkenntnisse gibt bzgl. eines möglichen schweren Verlaufs der Erkrankung:

Ich habe Folgendes bei einem großen Verlag gelesen:

"Antikörper gegen CD-20 ein Risiko für MS-Patienten in der Pandemie?

Möglicherweise haben MS-Patienten mit einer Antikörpertherapie gegen CD-20 ein erhöhtes Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf. Hinweise darauf liefert eine globale Studie vor allem für Rituximab."

Der Artikel bezieht sich ja auf MS, aber es gibt ja auch andere Anwendung im Off label use (bei mir membranöse Glomerulonephritis)?




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