Liebe Theresa,
Es tut mir leid, dass Sie so leiden. Eine Ferndiagnose wird hier keiner stellen können, aber vielleicht helfen ein paar gedankliche Ansätze weiter.
Zuerst einmal scheinen die diagnostischen Ergebnisse für einen milden Verlauf der wie auch immer gearteten Erkrankung zu sprechen. Nach Ihrer eigenen Beschreibung empfinden Sie selbst die Symptome als sehr bedrückend. Das ist nachvollziehbar. Beim genaueren Hinschauen, fallen mir ein paar Dinge auf:
Sie wurden auf IgM Antikörper auf CMV positiv getestet. IgM-Antikörper sprechen für eine aktive Infektion. Das kann die geschwollenen Lymphknoten erklären und auch einige andere Symptome. Wurden auch die IgG bestimmt und sind sie bezüglich einer potentiellen CMV-Infektion bereits mit Ganciclovir behandelt worden? Wurden Sie auf andere Herpesviren getestet? Wurde überprüft, ob die Augenprobleme evtl. mit einer Herpesinfektion im Auge zusammen hängen?
Was genau war auffällig an der VEP-Messung? Im Grunde sagt das Ergebnis der Messung etwas über die Hirnströme zur Sehrinde aus. Weiterhin schliesst ein nicht eindeutiges Schädel-MRT keine MS aus. Die MS kann sich auf das gesamte zentrale Nervensystem ausbreiten und auch nur Rückenmark und Hirnstamm befallen. Hier sollte auf jeden Fall noch einmal genauer hingeschaut werden, zumal vereinzelte Läsionen gefunden wurden.
Stuzig macht mich der wenn auch niedrige CCP-Antikörperwert. Dieser ist wesentlich genauer zur Vorhersage der möglichen Entstehung einer RA als der RF. Auch die erniedrigten Komplementfaktoren können auf eine (Auto-)Immunreaktion weisen. Für eine Erkrankung des Immunkomplexes spricht die von der Vertretung Ihrer Hausärztin angesprochene mögliche Entzündung der Blutgefässe, die nach der kapillarmikroskopischen Untersuchung nahe lag.
Isoliert betrachtet mögen die einzelnen Symptome geringwertig erscheinen, aber die Summe der Auffälligkeiten plus Ihr eigenes Empfinden sprechen aus meiner Sicht für eine systemische Erkrankung, die durch eine Infektion angestossen sein könnte. Wichtig wäre für die Behandlung insbesondere, auf genetische Komponenten zu achten, denn diese können den Therapieerfolg wesentlich beeinflussen.
In unserer westlichen Medizin richten sich die Therapieansätze nach den Symptomen, vor allem aber nach der diagnostizierten Erkrankung. Während des Entstehungsprozesses einer solchen Erkrankung lässt sich eine eindeutige Diagnose nicht immer stellen. Hinzu kommt, dass unser Gesundheitssystem eine zeitaufwändige Anamnese und Befundung wirtschaftlich nicht würdigt. Die Ärzte versuchen daher, ein schnelles Ergebnis zu erzielen. Komplexe Sachverhalte und zeitaufwändige Befragungen, Recherchen, Rücksprachen... sind oft nur lästig.
Das sollte und darf nicht das Problem des Patienten sein, leider ist es das in der Praxis aber oft. Daher ist mein persönlicher Rat was den Kontakt zu Ärzten betrifft:
Nicht locker lassen und sich Zweitmeinungen einholen,
auf zusätzliche Tests, Befundung und Diagnosestellung bestehen und
auf genetische Dispositionen und Erkrankungen untersuchen lassen.
Für Sie selbst ist es wichtig, sich durch die schwierige Situation nicht weiter runter zu ziehen. Kurbeln Sie Ihr Immunsystem mit gesunder Ernährung, mäßiger Bewegung an der frischen Luft und schönen Erlebnissen an. Ihre Angst gibt Ihnen keine Lösungsansätze, sondern erhöht die Problematik. Versuchen Sie, die Themen mit fachkundiger Hilfe aufzuarbeiten. Wenn das Antidepressivum gar nicht hilft, weder gegen die Angst noch die Schmerzen, würde ich mit dem Therapeuten besprechen, ob die jetzige Vorgehensweise noch gerechtfertigt ist. Antidepressiva haben auch Nebenwirkungen, die ihre körperliche Situation verschlimmern können.
Ich wünsche Ihnen ganz viel Erfolg und vor allem schnelle Genesung.