Hallo Ruby, eine rheumatoide Arthritis nur mit Kortison zu behandeln, ist unzureichend, auch wenn keine akuten Beschwerden bestehen. Sie schreiben, dass Ihre Gelenke teilweise verformt seien. Also muss ja eine aktive rheumatoide Arthritis bestanden haben. Die Schmerzen werden bei einer rheumatoiden Arthritis von unterschiedlichen Menschen ganz unterschiedlich wahrgenommen. Keine Schmerzen, heißt nicht, keine Arthritis. Den Vorschlag, Ihnen MTX zu geben, kann ich sehr gut nachvollziehen. MTX ist das Basismedikament, das weltweit zuerst bei einer RA eingesetzt wird. Es soll die Zerstörung der Gelenke verhindern. Kortison kann das allein nicht so gut. Ihre Ärztin will wegen Ihres Untergewichts ene niedrige Dosierung für das MTX wählen. Das ist völlig korrekt. MTX kann durch einen Autoinjektor unter die Haut gespritzt werden. Das können Sie ganz leicht selbst erlernen. Es wird in die Bauchhaut gespritzt. Natürlich sind Blutkontrollen dazu notwendig, zuerst alle 14 Tage, später alle 4 Wochen. Das kann auch durch den Hausarzt erfolgen.
Es geht aber nicht so, dass man Kortison durch MTX ersetzt. Zuerst müssen Sie beide Präparate zusammen nehmen, da Kortison nicht einfach abgesetzt werden kann. Sie empfinden es ja selbst so, dass Sie das Kortison brauchen. Wahrscheinlich ist durch die lange Kortisongabe Ihre Nebennierenrinde eingeschlafen, das ist die Stätte der körpereigenen Kortison-Produktion. Man muss jetzt bei Ihnen das Kortison über Wochen und vielleicht sogar Monate ganz langsam ausschleichen. Ihre Ärztin wird vielleicht nach einem Test, der feststellt, ob Ihre Nebenniererinde überhaupt noch funktioniert, Ihnen einen Plan geben, wie langsam Sie das Kortison reduzieren sollten. MTX braucht bis zur vollen Wirksamkeit auch einige Wochen. Also: zuerst sind beide Präparate zusammen notwendig.
Kortison zur Behandlung einer Depression bzw. Angststörung zu benutzen, ist falsch. Dafür gibt es andere Mittel. Das müssn Sie mit einem Neurologen/Psychiater besprechen. Dabei sollten Sie wissen, dass viele Menschen mit einer RA auch depressive Symptome haben. Vielleicht gibt es auch hier einen Zusammenhang.
Zu MTA als Krebsmittel: Ja, MTX wurde früher als Krebsmittel verwandt, aber in einer viel höheren Dosis als wir es heute in der Rheumatologie tun.
Angst vor der Übelkeit? Ja, auch Übelkeit nach MTX gibt es, das ist richtig. Bei MTX-Spritzen ist die Üblkeit geringer, aber auch nicht weg. Das muss abgewartet werden. Andere Basistherapien wie Leflunomid wären ebenfalls möglich.
Ein Biologikum als Ersttherapie ist nicht üblich, es wird immer zuerst ein herkömmliches Basistherapeutikum versucht, da es in 30% der Fälle damit sehr gut geht. Besteht aber eine Unverträglichkeit von herkömmlichen Basistherapeutika oder wirken diese nicht richtig, dann sind die Biologika an der Reihe. Abr auch vor deren Einsatz müssen bestimmte Vorkehrungen getroffen werden: Eine abgekapselte Tuberkulose muss ausgeschlossen sein, vielleicht muss der Impfstaus vervollständigt werden usw.
Ich wünsche Ihnen alles Gute!
Prof. Dr. Erika Gromnica-Ihle