Ich glaube, wie schon von einigen hier gesagt, diese Stimmungstiefs sind normal (und vor allem aber sicher nicht nur) bei uns.
Ich hab Rheuma (Oligo extended mit Weichteilbeteiligung) "seit immer" (immer = 21 Jahre) und seit 2 Jahren irgendwie ne chronische Schmerzerkrankung...was auch immer... und es gab und gibt Momente, in denen ich einfach nicht mehr konnte und wollte und zu gemacht hab. Diese Momente, in denen nix mehr geht, die gibt es auch immer noch, klar, wenn mal wieder alles weh tut und man das Gefühl hat, der ganze Freundes- u Bekanntenkreis zieht mit fliegenden Fahnen von Party zu Party und macht das Studium und 2 Std. Sport täglich nebenbei. Ich habe lange Zeit versucht, immer "die Harte" zu spielen, niemanden an mich ran zu lassen und mitzuhalten. Das endete aber dann oft darin, dass ich nur noch frustriert war, weil eben nix mehr geklappt hat und ich ungerecht denen gegenüber wurde, die eben alles mit links machten, das haben mit meine Freunde natürlich übel genommen, ich war alleine (meinte ich zumindest), dadurch ging es mir noch schlechter und das Ganze ging wieder von vorne los. Irgendwann bin ich quasi zusammengebrochen. Allerdings habe ich einen wunderbaren Freundeskreis und irgendwie hab ich gelernt, früher zu sagen, was los ist, warum ich nicht mehr kann... und wenn mich jemand Fremdes darauf anspricht, sag ich heute nicht mehr "Ist doch alles nicht so schlimm" sondern bin viel ehrlicher, zu anderen, aber auch zu mir selbst. Bei falsch verstandenem Mitleid blocke ich immer noch ab, aber ich versuche zumindest, den Leuten zu erklären, dass es durchaus bemitleidenswertere Menschen auf diesem Planeten gibt und warum^^
Ich versuche, mein Leben so zu leben, dass es mir gut tut. Zu feiern, wenn mir nach feiern ist, den Job zu machen, den ich liebe, auch wenn er alles andere als "Rheuma-geeignet" ist und ansonsten auf mich zu hören und dementsprechend zu handeln und vllt nicht ganz so sehr auf der Überholspur zu leben, wie einige andere, vllt bin ich auch einfach früher "erwachsen" geworden... es klingt vllt. egoistisch, aber irgendwie bin ich so ziemlich zufrieden und "falle" nicht mehr so tief, auch weil ich im Hier und Jetzt lebe und gar nicht wissen will, wie es mit in 10/20/50 Jahren geht. Meine Freunde können besser damit umgehen, wenn ich sage, was Sache ist und ob ich wirklich Hilfe brauche (dann ist immer wer da!), sie mich vllt einfach ablenken können oder ich mich wirklich mal ausheulen muss, weil mal wieder "alles" schief läuft. Und danach ist vllt nicht alles anders, aber ich weiß zumindest, dass ich nicht alleine bin und alleine das ist schon ein Pluspunkt... Klingt vllt strange, aber das Rheuma gehört heute zu mir, ohne das wäre ich nicht ich, weil einfach ein großer Teil meines Lebens davon geprägt war und ist und ich damit leben "muss", dass kann man negativ sehen (was es z T sicher auch ist) aber auch einfach als eine Art Entwicklung. Viele meiner Freunde sind zB ins Ausland gegangen und kamen auch völlig verändert wieder, eben weil sie neue Erfahrungen gesammelt haben, die sicher nicht nur positiv waren.
Dieses "verändern" hab ich auch durchgemacht, bzw irgendwann gemerkt, dass ich einige Sachen ganz anders sehe, als gesunde Menschen... viel krasser zT, aber ich reagiere auch absolut allergisch darauf, wenn irgendwer immer nur alles negativ sieht. Allerdings sehe ich auch einige Dinge viel relaxter, kann mich eher an Kleinigkeiten erfreuen. Liegt vllt in der Natur der Sache? Keine Ahnung, die Krankheit prägt, klar, aber vllt kann man da auch irgendwo positive Aspekte draus ziehen? Wäre doch auch irgendwo langweilig, wenn wir uns nicht weiterentwickeln würden, oder? Und irgendwie "wächst" man auch an diesem ganzen Scheiß...so war es zumindest bei mir
Vllt. konnte ich euch ein bisschen Mut machen? Ich hoffe es doch!
LG, Nele
Das Leben ist zu kurz, um es dem Schicksal zu überlassen