Bei Autoimmun- und Rheumaerkrankungen ist es typisch, dass sie aus heiterem Himmel kommen. Und oft gibt es auch keine Vorgeschichte in der Familie. Das verunsichert viele Patientinnen und Patienten, beruht aber im Wesentlichen darauf, dass unser Immunsystem mit biologischen "Zufalls-Generatoren" arbeitet. Es weiß ja nicht, wie der nächste unbekannte Krankheitserreger aussehen wird. In uns sitzt ganz tief die Frage nach dem Warum. Die hilft uns bei Rheuma-Erkrankungen aber meist nicht weiter. In der Regel ist niemand schuld, insbesondere nicht die Betroffenen.
Im Einzelfall wissen wir nicht, was wann immunologisch passiert ist. Ganz auszuschließen ist es nicht, dass auch eine Impfung (egal welcher Art) einmal einen ersten Schub einer Autoimmunerkrankung triggert, die im Immunsystem meist schon lange vorher begonnen hatte. Viel häufiger ist der Trigger aber eine banale Infektion. Das heißt in der Regel, dass der nächste Schnupfen zum Schub geführt hätte, wenn es sogar die Impfung hat. Auch unter den mRNA-Impfungen gegen COVID-19 konnte bisher niemand eine statistische Zunahme von Autoimmunerkrankungen zeigen. Etwas mehr Hinweise gibt es für die echte Infektion.
Weil doch der Großteil der Menschen in Deutschland innerhalb eines guten Jahres zwei bis drei Mal gegen COVID-19 geimpft wurde, ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Auftreten einer Autoimmunerkrankung in diesem Zeitraum mit einer Impfung zeitlich zusammen fällt, relativ hoch. Vermutlich ist dieses Zusammentreffen daher rein zufällig. Es war definitiv keine Fehlentscheidung, die Sie getroffen haben.
Alles Gute und herzliche Grüße
Martin Aringer