Hallo,
ich habe vermutlich (!!) eine sehr seltene, aber auch sehr unangenehme Nebenwirkung von Quensyl erleben "dürfen":
Habe ca. 14 Monate Quensyl (400mg/Tag) genommen wegen seroneg. RA (MTX war wegen laufender Familienplanung kontraindiziert). Ca. 3 Monate nach Einnahmebeginn deutliche Wirkung, d.h. rheumatische Beschwerden gingen soweit zurück, dass auf Cortison verzichtet werden konnte. Ca. 5 Monate nach Einnahmebeginn begann ein leichtes Kribbeln und Taubheitsgefühl in der re. Großzehe, langsame Steigerung der Missempfindungen, zunächst weitgehend von mir ignoriert bis nach 12 Monaten Einnahmedauer die Sache eskalierte: Verlust der Temperaturempfindung in den Beinen bis Mitte Oberschenkel, anfallsartige brennende Schmerzen in den Beinen, teils auch in den Armen, Geschmacksmissempfindungen (metallisch), depressive Verstimmung (evtl. durch Missempfindungen, evtl auch davon unabhängig). Neurologischer Befund war schließlich eine deutliche PNP (Polyneuropathie= Schädigung der peripheren Nerven ) mit -je nach untersuchendem Neurologen axonaler, demyelinisierender oder kombinierter Ursache. Umfangreiche neurologische Ursachenklärung (exklusive Suralisbiopsie) blieb ohne konkretem Hinweis auf mögliche Ursache. Aufgrund der zeitlichen Kongruenz mit der Quensyltherapie wurde dieses versuchsweise abgesetzt und allmählich (Hydroxychloroquin hat 30-50 Tage Halbwertszeit im Körper, d.h. es dauert gut 3 Monate bis das Zeug weitgehend draußen ist) kam es zu einer gefühlten Besserung der Symptomatik. 6 Monate nach Absetzung von Quensyl zeigt die Elektroneurographie ein Nicht-Fortschreiten der PNP, evtl sogar eine leichte Besserung. Daher wage ich nun 8 Monate nach Beendigung der Quensyltherapie folgende Behauptungen:
1) Vermutlich (!!!) hat mir Quensyl als sehr seltene Nebenwirkung eine toxische PNP beschert. Sehr selten deswegen, weil der erfahrene Neurologe des Friedrich-Baur-Instituts nach seiner Aussage dies so in 20 Berufsjahren noch nicht gesehen hatte (allerdings sind anders verlaufende PNPs durch Quensyl wohl schon beschrieben) .
2) Entgegen der häufig zu hörenden Meinung, man solle den Beipackzettel eines Medikamentes sowieso nicht lesen empfehle ich nun gerade das Gegenteil (und das für jedes Medikament!): Bei nicht bekannten Nebenwirkungen von Quensyl (also sehr selten) steht "gestörte Nervenleitung"und "Neuromyopathie".
Merke: Der Einzelfall spottet jeder Statistik oder anders gesagt: Wenn mich der Blitz erschlägt ist es mir ziemlich wurscht, dass die Wahrscheinlichkeit für diesen Tod extrem gering ist. Ach ja, was steht noch im Beipackzettel: "In sehr seltenen Fällen wurde bei Patienten unter der Behandlung mit Quensyl von selbstschädigendem Verhalten berichtet". Da wird mir vielleicht schon klar, warum ich beinahe schon mit dem Strick unterm Arm unterwegs in den Wald war (leider kein Witz)
Fazit: Bitte keine Panik wegen PNP bei Quensyl, aber dran denken, es könnte vielleicht...l! Lies de Beipackzettel GENAU, verfalle nicht in Panik aber sei wachsam und entwickle ein Gefühl für Änderungen in Dir...
Danke für die Geduld beim Lesen!